Leben im
Wohnmobil - wie
geht das? Fragen
und Antworten
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Die Vorteile über das Leben im
Wohnmobil:
Sicherlich muß man über die Vorteile des Lebens in
einem Wohnmobil nur wenig Wörter schreiben, denn
es liegt klar auf der Hand:
-Du kannst dort wohnen wo die Sonne scheint oder
wo Du schon immer einmal hin wolltest.
-Du musst nie wieder Schnee erleben oder das
graue, triste Winterleben in Deutschland mitmachen.
-Du bist ortsunabhängig und musst nie wieder Miete
bezahlen oder dich mit Deinen nervigen Nachbarn
herum streiten, bezahlst keine Nebenkosten und je
nach dem wo Du den Winter verbringst auch keine
Heizkosten.
Einen Sonnenaufgang mit dem eigenen Wohnmobil
am Meer zu erleben und dabei ein leckeres Frühstück
zu genießen ist ein wahrer Traum - garantiert! ;-)
Die Nachteile über das Leben im
Wohnmobil:
Die Nachteile sind schon deutlich gravierender, bzw.
einschneidig:
-Deine wahren Freunde sind meist nicht in
Reichweite und nur telefonisch oder per
Videokonferenz erreichbar und können dadurch auch
weniger werden.
-Gerade im Ausland, wenn Du die Sprache nicht
(gut) sprichst, ist es schwer neue soziale Kontakte
zu knüpfen. Dies geschieht meist nur oberflächlich,
gesprochen wird mit Händen und Füßen, evtl. etwas
englisch oder ein paar Brocken der dort ansässigen
Sprache.
-Du musst Dir im klaren sein, dass Du beispielsweise
bei tagelangem Dauerregen mit Deinem/Deiner
Partner/in 24 Stunden am Tag in dem kleinen Van /
Wohnmobil zusammen bist. Je größer das WoMo,
desto mehr Ausweichmöglichkeiten gibt es. Jedoch
haben wir auch schon WoMo-Kollegen kennen
gelernt, die selbst in einem großen WoMo ständig
nur herumzicken, welches die Beziehung sehr schnell
beendet hat, trotz jahrelanger „Harmonie“ im
Steinhaus.
Internet im Wohnmobil:
Eine gute Internetverbindung ist genauso wichtig wie
genug Sprit im Tank:
-Wenn Du einen Vertrag mit bsp. der Telekom hast
kommst Du damit in den meisten europäischen
Ländern zurecht. Die monatliche Gebühr wird
eingezogen und gut ist es.
-Wenn nicht brauchst Du eine Prepaidkarte, je
nachdem in welchem Land Du Dich aufhältst. Um
diese Karte auf zu laden musst Du entweder in einen
Handyshop gehen oder Du kannst den Betrag von
Deiner (Prepaid-) Kreditkarte abbuchen lassen.
-Eine Abbuchung von Deinem deutschen Bankkonto
ist nicht möglich. Du brauchst also entweder
„Stadtkontakt“ oder eine Kreditkarte.
-Eine WiFi-Antenne auf dem Wohnmobil/Van ist ein
großer Pluspunkt - denn in vielen europäischen
Ländern gibt es bedingt „Gratis-WiFi“ (WLAN).
-Auf Camping- bzw. Stellplätzen gibt es meist WiFi
dazu. Manchmal auch gegen eine kleine Gebühr, die
1,- €/Tag nicht überschreitet.
Strom im Wohnmobil:
Strom ist ein kostbares Gut, ganz anders wie im
Steinhaus, wo dieser aus der Wand kommt.
Moderne Wohnmobile besitzen eine leistungsstarke
Solaranlage mit den passenden Batterien dazu. Dies sind
keine herkömmlichen Bleiakkus (wie man sie aus den
PKWs kennt) sondern High-Tec Lithium-Batterien. Diese
kosten allerdings ein vielfaches der herkömmlichen
Batterien. Stromverbraucher wie im Steinhaus
(Staubsauger, Kaffeemaschine, Waschmaschine und
Trockner) können damit nur bedingt, bzw gar nicht
betrieben werden.
Es gibt auch sehr viel Geräte welche auf 12 Volt laufen
und nicht so viel Strom ziehen.
Jedoch kann man sich zur Stromsicherung einen
(Notstrom) Generator kaufen, der je nach Geldbeutel 600
bis 6000kW liefert. Trotz allem darf man dabei seine
Nachbarn und den Treibstoffverbrauch nicht vergessen!
Der Nachbar ist nicht begeistert wenn das Teil die ganze
Zeit knattert, stinkt und brummt. Unser Generator liefert
6500 Watt, kostet allerdings als Neuware 12.000 Euro. Oft
reicht es allerdings auch wenn man sich ein bis zwei Tage
an Landstrom (Strom auf einem Stellplatz, Campingplatz)
anschließt um wieder für eine Woche komplett autark zu
stehen.
Wasser im Wohnmobil:
Wasser im Wohnmobil / Van ist eine beschränkte
Ressource!
Du führst nicht nur Frischwasser mit dir, auch das
Abwasser, die Fäkalien sind ständig an Bord.
Je nach Größe der Tanks vom Frischwasser, Grauwasser
(Dusche, Waschbecken und Küche) und Schwarzwasser
(der Toilettentank) kannst Du länger oder kürzer autark
stehen. In unserem Fall haben wir ca. 300 Liter
Frischwasser, welches bei sparsamer Verwendung 1,5
Wochen reicht.
Sicherlich ist ein duschen wie im Steinhaus möglich,
jedoch sinnlos, da der Tank dann bei einem zwei
Personen „Haushalt“ gerade Mal zwei oder drei Tage
reicht.
In einem Wohnmobil heißt das eher „waschen“ und nicht
duschen. Man kommt bei einer gründlichen Reinigung
trotz allem mit zehn Litern aus. Das hielten wir anfangs
für unmöglich, die Praxis zeigt aber das es funktioniert.
Ein tägliches duschen ist dabei nicht vorgesehen. Alle
zwei, drei Tage reicht das auch. Zwischendurch kannst Du
dich wie früher mit einem Waschlappen reinigen, so wie
es in den 70igern noch üblich war. Oder Du fährst eben
öfters die Wasserstationen an, was allerdings nach einer
Weile sehr nervig ist.
Das Wasser wird übrigens durch einen Gasboiler
erwärmt, mit einem sehr geringen Fassungsvermögen.
Durch Zugabe von kaltem Wasser hat man ca. 20 Liter
angenehmes Duschwasser. Wasserboiler die mit Strom
betrieben werden sind dank fehlender Autarkie nicht zu
empfehlen. Eine Solar-Außendusche kann da weiter
helfen.
Krankenkasse und Versicherungen:
Egal wo Du wohnst,egal wo Du lebst - die KFZ-
Steuer und Versicherung ist ein Muss!
Bei der Krankenkasse sieht es allerdings etwas
anders aus:
Wenn Du dich krankenversichern musst oder
darfst oder willst kommst Du um eine
Auslandsversicherung nicht herum. Wir haben
beispielsweise eine vollwertige Auslands-
Versicherung bei der Hanse Merkur abgeschlossen.
Diese gilt erst für ein Jahr, kann dann aber bis zu
fünf Jahren verlängert werden. Die Kosten
hierfür sind nur 35,-€ / Monat. Die ehemalige KKV
(BKKXX) schreibt in regelmäßigen Abständen
„wichtige“ Briefe um damit sehr viel Geld
einzutreiben, mit lediglich einem Anruf hat sich das
aber dann auch erledigt.
Denn die Auslands-Versicherung ist eine vollwertige
Krankenkasse. Sicherlich gibt es noch andere
Anbieter, jedoch darf man diese nicht
verwechseln, z.B. mit einer ADAC
Zusatzversicherung. Das hat damit nichts zu tun.*
Meldeadresse:
Im Internet, besonders auf sozialen Netzwerken, findet
man immer wieder den Hinweis, dass eine Meldeadresse
zwingend nötig ist. Dies ist nicht der Fall! Du kannst Dich
ohne weiteres als wohnungslos melden (im
Personalausweis steht dann: „ohne festen Wohnsitz“) und
Du kannst trotzdem ein Wohnmobil anmelden und es
versichern. Sicherlich ist das kein alltäglicher Zustand!
Bevor Du Dich in irgendeiner Form abmeldest solltest
Du bereits vorher mit Deinem Versicherungsmakler, bzw.
dem Landratsamt Kontakt aufgenommen haben um
dieses zu klären. Übrigens: Je freundlicher Du zu den
Mitarbeitern / Beamten bist, umso größer ist Deine
Chance auf Erfolg. Sicherlich ist es einfacher wenn Du
Dich bei Deinen Eltern oder bei einem Freund
anmeldest, jedoch macht dieser sich dann strafbar
wenn Dein fester Wohnsitz dort nicht ist!!! Eine
Meldeadresse bei einem Freund oder Eltern zu
registrieren mach bitte nur dann wenn Du eine wirklich
weiße Weste hast. Ansonsten bringst Du Deine Eltern
/Freunde auch noch in Schwierigkeiten.
Das Wichtigste jedoch ist:
Du brauchst einen Freund / Anwalt / Familienmitglied
der dauerhaft in Deutschland wohnt und Deine Rechte /
Pflichten vertritt und mittels einer Vollmacht
Entscheidungen treffen darf (Vollmacht, Postadresse).
Dort kommt die Post vom Finanzamt etc. an und er ist in
Verantwortung! Dort kannst / musst Du auch Dein
WoMo anmelden. Ganz ohne funktioniert das noch nicht
(nur in Ausnahmefällen, wenn Dich alle Beamte,
Personen persönlich kennen, jedoch ohne rechtlicher
Grundlage!).
Auch der Traum dass Du vom Arbeitslosengeld oder vom
Sozialgeld, Kindergeld leben kannst funktioniert nicht! Es
handelt sich hierbei um kommunale Leistungen die bei
einer Abreise wegfallen!
Wenn Du dauerhaft auf einem Campingplatz in
Deutschland leben möchtest musst Du beim
Campingplatzbetreiber abklären ob Du Dich dort
anmelden kannst.
Gesetzlich gesehen musst Du Dich spätestens nach 14
Tagen WoMo-Leben ab- oder ummelden!*
Einkommen, Vanlife finanzieren:
Dank dem Internet gibt es heutzutage so viele
Möglichkeiten Geld zu verdienen wie niemals zuvor.
Selbst dank dem großen „C“ (ihr wisst schon - Corina,
oder so…) haben Arbeitgeber gelernt das Homeoffice
funktioniert und lohnt. Mit einer Festanstellung hat sich
auch das leidige Thema der Krankenkasse quasi in Luft
aufgelöst.
Rede mit Deinem Chef offen und ehrlich über Deine
Wünsche! Klar, bei einem Handwerker hat sich das
Thema erledigt. Jedoch gibt es so viele Möglichkeiten.
Anfangs (2017) hatte ich so viel schiss was wir essen
sollen und wie wir alles bezahlen sollen. Meine Sorgen
waren aber voll überflüssig (bis jetzt - drei Mal auf Holz
geklopft).
Wir arbeiten beispielsweise als Gestalter (was wir auch
gelernt haben) für Homepages, große Internetauftritte,
wir gestalten Logos, Flyer, Broschüren und Kataloge. Wir
haben unsere Prozesse und Werkzeuge so in Einsatz
gebracht, dass es auch über weite Entfernungen
funktioniert (siehe Internet und Strom).
Um anständige Rechnungen schreiben zu können
musst Du Inhaber oder Teilhaber einer
Unternehmensgesellschaft sein (UG oder GmbH). Ein
zweiter Mann (Frau) ist dazu notwendig, denn Du
benötigst eine ladungsfähige Adresse! Auch deshalb ist es
immer wichtig erreichbar zu sein (siehe Internet).
Kochen im Wohnmobil:
Wie kommen wir an unsere Post:
Wir haben keine feste Postadresse, aber man kann sich
überall seine Post (Pakete) hin schicken lassen. Die
„normale“ Post geht nach Deutschland an unsere Post-
/Meldeadresse, die Pakete mit Ersatzteilen o.ä. kommen
an den Campingplatz oder an das Postamt in der Nähe.
Gehe einfach in das Postamt Deiner Nähe, frage nach der
Adresse, bzw nach der Möglichkeit das Paket Postlagernd
zusenden zulassen. Mit Deinem Personalausweis kannst
Du dann das Paket abholen.
Leben im Wohnmobil ist wie im
Dauerurlaub:
Nein!!!
Das dauerhafte Leben im Wohnmobil ist genauso mit
Alltagssorgen und Arbeit behaftet wie im Steinhaus. Nur
viel, viel weniger. Du brauchst weniger Geld (je nach
Lebensstil), hast weniger zu arbeiten und das Wetter ist
meist besser. Aber mit Urlaub hat das nichts zu tun. Das
Wohnmobil muss ständig gewartet werden, es ist nicht
immer Sonnenschein und arbeiten musst Du auch.
Dafür ist es freundlicher, wärmer und abenteuerlustiger
;-)
Unser Fazit im 6. Jahr Vanlife:
Wir haben nichts falsch gemacht und bereuen gar nichts.
Jederzeit wieder. Schade nur, dass wir erst 2017 damit
angefangen haben, jedoch können wir es jetzt (vielleicht
noch viel mehr) genießen.
Sicherlich müssen wir in vielen Dingen etwas zurück
stecken, dafür haben wir jetzt ein Leben, welches im
Schwarzwald, in Betzweiler, nicht möglich ist!
Enjoy your life - das gibt es nur einmal und ist kürzer als
Du denkst.
*die mit „*“ gekennzeichneten Artikel sind
Erfahrungswerte und Gesetzeslagen. Bitte prüfe das im
einzelnen!
Das Kochen funktioniert fast wie im Steinhaus. Es muss
nur ein Auge auf den Wasserdampf gelegt werden, damit
nichts feucht wird. Wir haben einen vier-flammigen
Gasherd mit Backofen und einen Kühlschrank mit
Gefriereinheit. Der Kühlschrank funktioniert in der Regel
mit Gas, 12 Volt und auch 230 Volt. Oft haben Vans keinen
Backofen, dafür gibt es aber einen Omnia Ofen. Das ist
eine Art Ersatzbackofen, der aber auch gut funktioniert.
Tiefkühlpizzen kann man darin jedoch nicht zubereiten.
Persönliche Anmerkung: Unter „Besoffen kochen“ findest
Du tolle WoMo-koch-Rezepte ;-)
TÜV im Ausland:
Der TÜV ist eine deutsche Institution. Im Ausland gibt
es keinen TÜV.
In Spanien heißt das vergleichbare Modell „itv“. Der itv ist
nicht der TÜV.
Ich schreibe das hier so ausführlich, da es gerade in den
sozialen Netzwerken sehr unterschiedliche Auffassungen
darüber gibt.
Hier nun die Klarstellung:
Wenn Du im Ausland bist und Dein TÜV ist abgelaufen
passiert erst einmal nichts. Das ist erlaubt. Denn der TÜV
ist deutsch und wenn Du keinen TÜV hast und nicht in
Deutschland bist kannst Du keinen TÜV machen.
Aber Vorsicht!
Wenn Dein Wohnmobil / Van offensichtliche, nicht
verkehrstüchtige Mängel hat kann jeder Polizist Dein
Fahrzeug stilllegen. Das jedoch ist nur das kleinere
Problem: Wenn Du ohne TÜV in einem Unfall verwickelt
bist (schuldig oder unschuldig ist völlig egal), hast Du auf
alle Fälle die A***Karte gezogen. Denn nun bist Du in der
Beweispflicht das Dein WoMo in einem technisch
einwandfreien, verkehrstüchtigen Zustand ist.
Der Versicherungsschutz erlischt ohne eine gültige
TÜV-Plakette!!!
Um für den Fall der Fälle etwas vorzusorgen besuchen wir
in regelmäßigen Abständen nicht nur die Werkstatt! Als
wir Ende 2020 neue Reifen gekauft haben, haben wir
auch den „itv“, der direkt neben der Bremsen und Reifen-
Werkstatt ansässig ist, besucht. Gegen eine kleine Gebühr
wurde der Digge auf spanische Art (und diese Art ist
genauso deutsch) geprüft und wir haben einen
(spanischen) Bericht erhalten. Das ging sicherlich nur mit
einem bisschen Glück und sehr viel Freundlichkeit dem
itv-Prüfer gegenüber. Ich weiß nicht ob das etwas
bringt, im Falle eines Unfalls, aber ich habe ein gutes
Gefühl dabei. *
Wäsche waschen im Wohnmobil:
Diese Frage ist einfach zu beantworten: Wir haben eine
Waschmaschine und einen Trockner an Bord. Andere
Wohnmobilnisten nutzen Waschsalons und
Waschmaschinen auf Stellplätzen und Campingplätzen. In
Frankreich, Spanien und Portugal sind an vielen
Supermärkten öffentliche Waschmaschinen-Plätze,
ähnlich wie Container oder Minihäuschen. Außerdem
kann man sich im Internet auf Maps-Google oder auch
auf Park4Night informieren wo solche Waschhäuschen
stehen.